Selbstfürsorge im Herbst: meine Empfehlung für Coaches und Therapeuten

Selbstfürsorge im Herbst: meine Empfehlung für Coaches und Therapeuten

Regenrinnsale an der Scheibe, während stürmischer Wind bunt gewordene Blätter um das Eck meiner Praxis peitscht. Die Stimmung gleicht sich dem Wetter an. Wo bleibt nur der "Goldene Herbst"?  Selbstfürsorge ist in dieser grauen Zeit besonders für helfende Berufe wichtig. Meine Anregung dazu veröffentliche ich hier im Rahmen der Blogparade "Bye, bye Herbstblues! Die besten Selbstfürsorge-Tipps für verregnete Herbsttage" von Rosina Geltinger

Die Inhalte dieses Blogartikels

Warum Selbstfürsorge gerade im Herbst für Coaches und Therapeuten wichtig ist

Herbstzeit ist bei mir in der Praxis eine Zeit des absoluten Hochbetriebs. Saisonal abhängige Depressionen (kurz: SAD) flammen auf. Bei bereits vorher depressiven Klienten aggravieren sich die Symptome, teils bis zur Suizidalität. Nachdem die Ablenkungen des Sommers und diverser Veranstaltungen weg sind, fallen auch Ängste wieder mehr ins Gewicht. Alleine was die Themen anbelangt, ist der Herbst in vielen Praxen eine morbide Zeit.

 

Zusätzlich ist der Terminkalender sehr voll. Die Möglichkeit, organisatorische Tätigkeiten einzuplanen, Pausen einzuhalten und sich auch zwischendurch selbst einmal etwas Gutes zu tun, schrumpft zusammen. 

 

Schließlich ist man als Coach/Therapeut auch nur ein Mensch mit einem Biorhythmus, der sich neu einstellen und anpassen muss. Wider die Müdigkeit und Energielosigkeit.

Mein ultimativer Herbst-Tipp für Deine Praxis

Wo hab ich denn nur diese Selbstsicherheits-Übungs-Karten für meine Klienten hingelegt? Ach da, genau neben den Fachbüchern mit den vielen Post-its am Rand. Wollte ich mir da nicht neulich eine Idee für den Therapieplan meiner Klientin notieren? Ach und wo ist eigentlich die Herbstdekoration für mein Praxis-Schaufenster? Fast wäre ich über den Karton mit den Igeln, Kastanien, Blättern und Kerzen gestolpert. 

 

Mit der Zeit sammelt sich in einer Praxis jede Menge Zeug an. Natürlich Unterlagen von Klienten, Buchhaltung und Fachbücher, Zeitschriften beziehungsweise wissenschaftliche Artikel. Aber eben auch Informationen, die man sich für später aufgehoben hat. Ideen, die man notiert, aber noch nicht umgesetzt hat. Reparaturbedürftiges Praxismaterial. Dekoration. Und auch kleine Mitbringsel von Klienten. Funfact: Mein Highlight ist immer noch das Fotobuch einer Klientin, das sie über ihren Weg zurück in ein psychisch gesundes Leben gestaltet hat und mir als Kopie zukommen hat lassen. 

 

Zu viel erzeugt Chaos. Ja sogar Stress, weil Du nicht immer gleich das findest, was Du suchst. Dieser Gedanke "ich müsste mal wieder klar Schiff machen" sitzt Dir im Nacken wie eine lästige Zecke. Da fällt es schwer sich wohlzufühlen. Wer sich nicht wohlfühlt ist nicht in Bestform. Deshalb ist mein ultimativer Herbst-Selbstfürsorge-Tipp: Miste Deine Praxis aus. Archiviere was notwendig ist. Und für den Rest gilt: Aufräumen, sortieren, kategorisieren, Klarheit schaffen. Hab den Mut, Dich von Dingen zu trennen, die Du schon das ganze Jahr überhaupt nicht angesehen hast.

 

Meine Ausmist-Leitfragen als Hilfestellung:

  • Was brauche ich wirklich, um mich in meiner Praxis wohlzufühlen?
  • Was behalte ich mehr für die Anderen als für mich selbst (weil ich nach außen so oder so wirken will)?
  • Was habe ich nur, weil ich mich davor scheue, eine Entscheidung zu treffen?
  • Was lässt sich verkaufen/verschenken?

Und wenn Du Hilfe beim Ausmisten brauchst, kann ich Dir nur meine Blogger-Kollegin Uli Pauer empfehlen. Sie ist die "Queen of Entrümpeln".

 

Du möchtest, dass noch mehr Selbstfürsorge in Deiner Praxis Einzug hält? Stichwort Ziele? Oder Stichwort Abgrenzung? Dann empfehle ich Dir meinen Artikel "5 praktische Tipps aus der Selbstfürsorge Schatzkiste für Therapeuten und Coaches".

Was Du für Deinen Körper tun kannst

In meinem Artikel Selbstfürsorge für Therapeuten, Coaches, Trainer und Berater: So kannst Du das Hamsterrad stoppen habe ich bereits einige Tipps zum Thema Rücken, Stimme und Konzentration gegeben. 

 

Du kannst aber Deinem Körper gerade in der Herbstzeit noch viel mehr Gutes tun.

  • Stärke durch Wechselduschen Dein Immunsystem. Die Durchblutung wird verbessert, der Kreislauf angeregt. Ja sogar stimmungsaufhellend kann die Hydrotherapie wirken. 
  • Verabschiede Dich mit abendlichen Basenbädern von Schlackenstoffen und schlafe hinterher wie ein Murmeltier
  • Gönn Dir viel Tageslicht und frische Luft. Geht das mal nicht, helfen Tageslichtlampen. Lass unbedingt auch Deinen Vitamin D-Spiegel bestimmen, um festzustellen, ob Du ausreichend versorgt bist.
  • Nutze Deine Ernährung als Kraftwerk für Deinen Körper. Im Herbst liebe ich vor allem Gewürze. Chili kurbelt den Stoffwechsel an, Ingwer ist ein prima Entzündungshemmer, Zimt stabilisiert den Blutzuckerspiegel, Rosmarin und Thymian sind prima für die Atemwege. 
  • Benutze Hautpflegeprodukte. Gerade in Zeiten, wo wir alle ständig Desinfektionsmitteln ausgesetzt sind, sollten wir unserer Haut als größtem Organ mehr Aufmerksamkeit schenken. Hand- und Lippenpflege gehören für mich zum festen Bestandteil meiner Praxisroutine.

Was Du für Deine Seele tun kannst

Es ist zu einem Großteil Einstellungssache, ob Dir der Herbst auf den Magen schlägt oder nicht. Du kannst Dich jeden Tag neu entscheiden, das Schöne darin zu sehen, anstatt ihn zu bekämpfen. 

 

Herbst-Frust oder Herbst-Lust. Alles eine Frage der Betrachtung
Für welche Betrachtungsweise entscheidest Du Dich?

 

Darüber hinaus empfehle ich Dir als Coach/Therapeut folgende Selbstfürsorge-To do´s :

  • Nutze Entspannungstechniken. Du predigst es Deinen Klienten. Aber nimmst Du Dir selbst die Zeit für Ruhe und Erholung? Zehn Minuten täglich - zum Beispiel vor dem Einschlafen - reichen! Sei kreativ dabei. Es muss nicht das klassische Autogene Training sein. Nutze Selbsthypnose, Yoga, Lachyoga, Fantasiereisen, Meditationen, Qi Gong, Tai Chi oder was Dir noch einfällt
  • Spätestens seit Johann Wolfgang von Goethes Farblehre wissen wir, dass Farben sich auf unsere Stimmung auswirken. Besonders Gelb- und Orangetöne sorgen für gute Stimmung, Freude, Heiterkeit, Wärme. Nutze das für Dich und umgib Dich mit kleinen feinen Accessoires - auch in Deiner Praxis.
  • Ebenso verhält es sich mit Düften. Heimelig mit Zimt-Vanille oder belebend-erheiternd mit Zitrusdüften? Du entscheidest.
  • Erlaube Dir ganz bewusst Zeiten des völligen Müßiggangs - einfach mal nichts tun und ein Loch in die Luft schauen. Und plane diese auch in Deinen Kalender mit ein. Das leert den Geist und schafft Raum für neue Ideen. 

 

Was ist Dein bester Selbstfürsorge-Tipp für einen gelungenen Herbst? Verrate es mir in den Kommentaren.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Uli Pauer (Mittwoch, 26 Oktober 2022 21:29)

    Vielen Dank, liebe Julia, dass du mich in deinem tollen Artikel erwähnt hast.
    "Fast wäre ich über den Karton mit den Igeln, Kastanien, Blättern und Kerzen gestolpert." Über etwas stolpern, ist in der Tat oft der Auslöser, um das Ausmisten anzugehen bzw. der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Trübe Herbsttage sind fürs Entrümpeln und neue Ordnung schaffen wunderbar geeignet.
    Mein bester Tipp: Unbedingt ausgedehnte Spaziergänge machen und die Atmosphäre bewusst wahrnehmen. Selbst wenn es grau in grau ist, kann man diese mystische Umgebung mit Nebel und Nieselregen genießen. Wie du schreibst: Es ist eine Sache der Einstellung.
    Im Herbst stelle ich auch meine Ernährung um und esse wärmende Gerichte und verwende verstärkt Ingwer.
    LG - Uli