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Positive Suggestionen alleine reichen noch nicht, um ein Ziel zu erreichen. Die Lösung heißt Small Step Activity

Positive Suggestionen alleine reichen nicht, um ein Ziel zu erreichen. Die Lösung heißt Small Step Activity

 

Stell Dir Dein Ziel genau vor. Schreib es auf. Stell Dir eine Collage davon im Büro auf. Fühl Dich hinein, wie es ist, wenn Du Deinen Traum wahrgemacht hast. Umgib Dich mehrmals täglich mit positiven Suggestionen, zum Beispiel indem Du eine Hypnose-Audiodatei anhörst. Oder kleb Dir wichtige Worte an Deinen Spiegel. Schreib Dir positive Affirmationen in den Terminkalender. So wird Dein Traum Wirklichkeit. 

 

Wenn das so einfach ist: Warum verdienst Du dann immer noch nicht sechs- oder siebenstellig mit Deiner Praxis, wie es Dir so mancher Marketing-Guru prophezeit? Stimmt vielleicht Dein Mindset zum Ziel noch nicht wirklich? Oder Dein Klient mit der Flugangst? Der will es bestimmt nur für seine Freundin und hat nicht genug mit seiner Suggestions-Audiodatei geübt. Sonst wäre er schon auf Hawaii im Urlaub, oder? Ironie aus.  

 

Suggestionen alleine reichen noch nicht, um ein Ziel zu erreichen- egal ob es sich um Dein persönliches Ziel, ein Business-Ziel oder den Wunsch eines Klienten handelt.  

Die Inhalte dieses Blogartikels

Warum positive Suggestionen alleine nicht ausreichen, um Ziele zu erreichen

Emile Coué, ein französischer Apotheker, nutzt Ende des 19. Jahrhunderts den bis dahin noch wenig beschriebenen Placebo-Effekt, bei seinen Kunden. Er verkauft ihnen selbst hergestellte Kügelchen und gibt sie den Ratsuchenden zusammen mit positiven Suggestionen. Das bewirkt in vielen Fällen eine Besserung. 1910 eröffnet er eine Klinik und lehrt die Patienten Autosuggestion, um sich selbst helfen zu können. "Es geht mir von Tag zu Tag besser und besser", sollen sie sich mehrmals täglich sagen. Das ist so erfolgreich, dass die Klinik von Patienten aus aller Welt besucht wird. Im Weiteren widmet sich Coué der Forschung und entwickelt seine vier Axiome zu Wille und Vorstellung:

 

  1. Nicht der Wille ist die leitende Kraft im Menschen, sondern die Vorstellung.
  2. Sind Wille und Vorstellung nicht gleichgerichtet, siegt immer und ausnahmslos die Vorstellung.
  3. Sind Wille und Vorstellung aber gleichgerichtet, ist das Resultat nicht gleich einer Addition, sondern gleich einer Multiplikation.
  4. Die Vorstellung ist lenkbar.

Affirmationen und in Hypnose oder Selbsthypnose gegebene Suggestionen wirken also - keine Frage. Sie verbessern die Motivation und die Einstellung. Sie geben Hoffnung. Sie schicken das Unterbewusstsein auf Entdeckungsreise. Sie öffnen den Horizont hinsichtlich Veränderung. Oft bewirkt das alleine schon etwas. 

 

Meine Erfahrung in der Praxis ist jedoch: Suggestion bewirkt zwar, dass wir die Veränderung wollen, herbeisehnen, uns verändert vorstellen können. Aber um das Ziel wirklich erreichen zu können, braucht es etwas Anderes. Zwei Beispiele an dieser Stelle:

 

Beispiel 1: Ein Klient möchte aufhören zu rauchen. Er bekommt eine klassische Suggestionshypnose à la "Du wirst nie wieder rauchen". "Alles, was Du brauchst, nimmst Du allein durch Deinen Atem auf". "Nichtrauchen ist ganz leicht und selbstverständlich für Dich". "Schon bald schmeckst und riechst Du besser, bist zufrieden und sparst sogar noch Geld". Diese Technik funktioniert mit sehr gut Hypnotisierbaren prima. Der Rest leidet extrem unter Entzug oder wird schnell rückfällig. 

 

Beispiel 2: Eine Klientin möchte nach vielen Jahren, in denen sie sich selbst zurückgestellt hat, endlich als Person sichtbar werden. Sie stellt sich vor, wie es wäre, wenn sie mal mit ihrem Äußeren anfängt. Sie visualisiert sich in einer Collage mit knallpinker Kleidung und einem frechen Haarschnitt. Sie ist motiviert, fühlt sich gut. Die Anderen sehen sie aber leider noch nicht anders oder besser. 

 

Suggestion ist also mitunter der erste Schritt. Und dann braucht es Small Step Activity. 

Small Step Activity: die Lösung, um Ziele zu erreichen

Bleiben wir bei den beiden Beispielen. 

 

Beispiel 1: Small Step Activity wäre hier, dass der Klient seine Rauchutensilien wegräumt, Nichtrauchterpaten benennt, die ihm zur Seite stehen und seine Freunde informiert. Dass er sein Vorhaben mit einem "Accountability-Posting" auf Facebook veröffentlicht. Oder ein Sparschwein vorbereitet, das er täglich mit dem Geld füllt, das er für die Zigaretten ausgegeben hätte. Oder dass er sich begleitend Akupunktur zur Förderung der Entgiftung besorgt. 

 

Beispiel 2: Small Step Activity wäre im Falle der Klientin, dass sie sich einen Friseurtermin besorgt oder dass sie shoppen geht. Dass sie die Jacke trägt, wenn Andere es sehen können. Dass sie ein Tagebuch führt, in das sie täglich mindestens drei Situationen schreibt, in denen sie sich sichtbar gemacht hat (zum Beispiel Situationen, in denen sie ihre eigene Meinung geäußert hat oder in denen "Nein-Sagen" gelungen ist).

 

Ich hoffe Du verstehst mittlerweile meinen Punkt. Suggestionen öffnen und stärken einen Ordner im Gehirn, der den Titel "Mein Ziel" trägt. So schickt man den inneren Schnüffel-Such-Hund (auch bekannt als Unterbewusstsein) auf die Suche nach allen dazu passenden Dingen. Ganz à la "Will ich ein Kind, sehe ich überall Schwangere". Small Step Activity meint, dass wir Mini-Schritte tun, um das Ziel in die Realität umzusetzen. Wir werden aktiv. Wir TUN. Wir bleiben nicht stecken im Hoffen und Wünschen. Wir tragen dazu bei, dass die Umsetzung gelingt. Dabei ist es nicht so wichtig, wie groß die Schritte sind. Es darf bei besonders schwierigen Themen auch in Mikrometern vorangehen. Hauptsache voran. Es geht um Selbstkontrolle. Das Erleben von Selbstwirksamkeit. 

So geht Small Step Activity: Herangehensweisen für Deinen Praxis-Alltag

Mini-Schritte schön und gut - aber wie soll das genau funktionieren? Gebe ich die vor oder muss der Klient die alleine finden? Benutze ich dafür Hypnose oder geht das auch im Gespräch? Kann der Klient so etwas nicht selbst als Hausaufgabe herausfinden oder soll ich das mit ihm erarbeiten? 

 

Viele Möglichkeiten sind denkbar. Hier sind ein paar:

  • Du arbeitest mit Deinem Klienten in Hypnose mit der Wunderfrage. Im verlinkten Blogartikel findest Du eine genaue Anleitung dazu. Du nutzt am Ende in Hypnose die Frage: Welches kleine Detail könntest Du schon morgen umsetzen?
  • Du arbeitest in Hypnose mit einer Blockadelösungs-Technik (zum Beispiel ideomotorisch mit "Sammeln und Loslassen" oder über Vorstellungen wie "Heißluftballon" oder "Steine aus dem Weg räumen"). Am Ende stellst Du die Frage: "Jetzt wo so Vieles losgelassen wurde, ist Platz für Neues, Schönes. Welche schöne, neue Kleinigkeit könnte noch heute in Ihrem Leben Einzug halten?"
  • Du fragst das Unterbewusstsein in Hypnose danach, ob es schon weiß, was der nächste Schritt ist. Wenn nein, ob es bereit wäre, danach zu suchen. Wenn ja, ideomotorische Suche. Wenn schon klar ist, was der nächste Schritt ist: ideomotorische Erkenntnis durch Hand zum Kopf schweben lassen und Info fließen und benennen lassen. 
  • Du sprichst mit dem Klienten über sein Ziel und fragst ihn, was der allernächste, winzig kleine Schritt in die richtige Richtung wäre. 
  • Du gibst die Hausaufgabe, eine Liste von kleinen, realistischen Aktivitäten in Richtung Ziel zu machen. Davon wählt er sich (je nach Thema und Schwierigkeit) jede Woche oder jeden Monat eine Sache aus, die er umsetzt. Im Anschluss werden seine Erfahrungen in der Sitzung reflektiert. 
  • Wenn jemand so gar keine Idee hat, kannst Du eine "Brother John"-Geschichte erzählen. "Ich hatte da mal eine Klientin mit einem ähnlichen Problem. Sie hat dann als ersten Schritt xy ausprobiert. " Das regt oft eigene Ideen an.
  • Wenn dann immer noch nichts kommt (und das ist ziemlich selten), gib drei, vier denkbare Möglichkeiten vor und einige Dich mit dem Klienten darauf, was davon er sich vorstellen könnte, zu testen. 

In Bezug auf Small Step Activity ist es nicht einmal so wichtig, was genau der Klient tut, so lange es in irgendeinem Zusammenhang zum Ziel steht. Es ist viel wichtiger, dass die Person aktiv wird. In der nächsten Sitzung wird dann reflektiert

  • War es leicht oder schwer, den Schritt zu gehen?
  • Wie ist es gelaufen?
  • Wie haben Sie sich dabei gefühlt?
  • Was hat die Aktivität verändert - innerlich und/oder äußerlich?
  • Was ist danach passiert?

Häufig setzt eine kleine Veränderung weitere positive Veränderungen in Gang. Ich nenne das nicht nur Kettenreaktion, sondern positive Ansteckung. So hat eine Klientin, die feststeckte und nicht in der Lage war, eine wichtige private Entscheidung zu treffen, genau damit begonnen, nachdem sie ihren Kleiderschrank ausgemistet hat. Oder die Klientin, die sich endlich getraut hat, ihre berufliche und finanzielle Abhängigkeit vom Ehemann in Frage zu stellen und daraufhin zu der Erkenntnis kam "Ich kann mich trennen". Heute arbeitet sie in ihrem Wunschberuf und lebt in Scheidung.

 

Es ist mehr als eine Kalenderweisheit, wenn ich sage "Veränderung beginnt mit dem ersten Schritt". Oder auch passend "Ein Weg entsteht wenn man ihn geht". 

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