Fehler bei Fantasiereisen oder Entspannungstrancen führen dazu, dass der Klient sich nicht entspannt, vielleicht sogar die Sitzung abbricht oder - im blödesten Fall - nicht mehr mit Dir arbeiten möchte und Dich auch nicht weiterempfiehlt. Du möchtest zufriedene Klienten? Dann befass Dich mit diesen 16 Fehlern und erfahre direkt, wie Du es besser machen kannst.
1. Schwieriges Setting
Klienten verlassen während der Fantasiereise den Raum oder kommen zu einer Gruppe erst verspätet dazu. Es gibt jede Menge störende Außengeräusche egal ob Verkehrslärm, Baustelle, krachende Türen oder Unterhaltungen vor den Räumlichkeiten. Es ist im Sommer zu heiß oder die Klienten können sich vor Kälte bibbernd nicht locker machen. Der CD-Player mit der Begleitmusik gibt den Geist auf oder die CD hängt. All diese Rahmenfaktoren im Setting sorgen dafür, dass Deine Fantasiereise ein Flop wird.
So machst Du es besser:
Man kann nicht alle Störfaktoren ausschalten und muss das auch gar nicht. Manches lässt sich wunderbar in die Reise einbinden. Aber am besten ist es, sich eine möglichst ruhige Umgebung zu suchen. Sorg dafür, dass es ein Vorgespräch zum Ankommen gibt, bis wirklich alle da sind. Häng ein "Bitte nicht stören"-Schild an die Tür. Sorge für eine angenehme Raumtemperatur. Prüfe die Technik im Vorfeld.
2. Fehlende Klarheit über Bedürfnisse der Klienten
Der Klient bricht die Sitzung ab, weil er am Boden liegend unendlich Rückenschmerzen bekommt. Oder macht im Nachhinein klar, dass er etwas ganz anderes erwartet hat. Im schlechtesten Fall kommt er nicht wieder.
So machst Du es besser:
Sprich mit jedem Klienten im Vorfeld darüber, was er sich von einer Fantasiereise oder Entspannungstrance erwartet. Möglicherweise weicht das von Deiner eigenen Vorstellung ziemlich ab. Sei flexibel und passe Deinen Plan dem Menschen an. Falls Du eine Gruppe hast, macht es Sinn, dies schon im Vorfeld der Sitzung zu tun, um die richtigen Klienten zusammen zu bringen. Achte auf die speziellen Bedürfnisse der Person (Lagerungsmaterial, lieber im Sitzen, nur mit offenen Augen etc.).
3. Fehlende Zieldefinition
"Ich bin ja nur eingeschlafen." Oder: "Ich habe noch jedes Wort gehört." "Mein Körper war schon ruhig, aber ich habe ganz viel gedacht dabei." Blöd, wenn vorher nicht vereinbart wurde, was der Zielzustand sein sollte.
So machst Du es besser:
Führe ein Gespräch mit Deinen Klienten um klar zu machen, was das Ziel sein soll: Sich wegträumen aus dem Alltag? Den Körper entspannen? In tiefe Trance gehen? Sei dabei auch realistisch, gerade wenn es sich um eine Gruppensitzung handelt.
4. Unpassende Zeiteinteilung
Zeitdruck. Du musst durch den Text hetzen, um innerhalb der vorgegebenen Zeit fertig zu werden. Eine viel zu kurze Dauer, so dass sich beim Klienten keine Entspannung einstellt. Oder viel zu lange, so dass die Konzentration des Klienten schon lang erschöpft ist und er innerlich mit geschlossenen Lidern die Augen rollt und nur darauf wartet, bis Du endlich zum Ende kommst.
So machst Du es besser:
Wähle eine genau richtige Zeitspanne. Bei einer Stunde Sitzung sind das meistens jeweils eine Viertelstunde Vor- und Nachgespräch und eine halbe Stunde Anwendung. Stelle sicher, dass Du das, was Du Dir vorgenommen hast, locker und mit Pausen schaffst. Lass gegebenenfalls lieber etwas weg, anstatt das Tempo zu erhöhen.
5. Zu kurze oder keine Einleitung
Mit Hurra rein in "Stell Dir bitte vor". Da hatte es sich der Klient noch nicht einmal richtig gemütlich gemacht. Oder es waren noch so viele Alltagsgedanken im Kopf, so dass der Klient den Einstieg verpasst.
So machst Du es besser:
Sorge dafür, dass Du die ersten Minuten für eine Einleitung nutzt. Entweder eine klassische Hypnoseinduktion, wenn Du mit einer Trance arbeitest. Oder bei einer Fantasiereise zumindest die Anleitung, ein paar ruhige Atemzüge zu nehmen. Es sich bequem zu machen. Locker zu lassen. Gedanken wegzuschieben. So kommt der Mensch an, der Atem und Puls beruhigt sich schon einmal. Er wird offen für innere Bilder.
6. Ungeeignete Themen
Blumenwiese-Vorstellung beim Pollenallergiker. Heißluftballon beim Klienten mit Höhenangst. Oder andere Themen, die zu sehr problembeladen sind. Sie führen weg von der Intention, sich zu entspannen.
So machst Du es besser:
Find im Erstgespräch oder mittels eines Fragebogens heraus, welche Themen oder Vorstellungen für den Menschen schwierig sind. Find heraus, welche Worte oder Bilder ihn triggern könnten und vermeide diese. Vermeide unbedingt solche Sätze wie: "Du bist jetzt so entspannt, dass Dein Schmerz/Deine Angst/Dein Trauma keine Rolle mehr spielt." Führe also nicht wieder zurück ins Negative, wenn es doch gerade eben gut und entspannt war.
7. Stimmprobleme
Zu laut, so dass der Klient sich genervt fühlt. Zu leise, so dass er nichts hört. Zu gewollt "entspannend". Zu schnell. So ist der Mensch ganz schnell raus und so abgelenkt, dass es ihm nicht mehr gelingt, sich auf die Bilderwelt einzulassen.
So machst Du es besser:
Trainiere Dein wichtigstes Werkzeug: Deine Stimme. In dem Video "Werkzeug Atem und Stimme" findest Du einen richtigen guten Trick, wie Du Dich auf so eine Sitzung einstimmen kannst. Versuche, eine warme Stimmqualität hinzubekommen. Sprich bedächtig mit Deiner normalen Sprechstimme, ohne sie zu verstellen. Erlaube Dir, als Anleiter selbst in die Ruhe zu gehen.
8. Eigene Unsicherheit als Anleiter
Herumeiern. Kaum Luft bekommen vor Aufregung. Sich beim Sprechen oder Lesen verhaspeln. Deine Unsicherheit färbt ab auf den Menschen. Zumindest sein Unterbewusstsein zweifelt, ob es klug ist, sich da fallenzulassen.
So machst Du es besser:
Biete Deinen Klienten einen sicheren Raum, in dem sie sich fallenlassen können. Übe das, was Du tun möchtest, ein paar Mal vorher, so dass Du selbstsicher auftreten kannst. Nimm Dir bevor Du beginnst, die Zeit, um ruhig zu atmen und so Dein Stresslevel zu reduzieren. Sobald der Klient oder die Gruppe die Augen geschlossen hat, kannst Du das auch zwischendurch tun.
9. Überladung
Ein Weg führt durch einen Wald, zu einer Quelle. Dann zu einem Haus. In der Höhle trifft man einen Weisen, der noch ein Geschenk hat. Dann kann man fliegen. Puh... Alles zu viel Inhalt. Hetze statt Entspannung.
So machst Du es besser:
Deine Fantasiereise oder Entspannungstrance muss keine eierlegende Wollmilchsau sein. Versuche nicht, zehn Bilder in eine Reise zu packen. Nimm ein Bild und arbeite das dafür in allen Sinnesqualitäten aus.
10. Timing-Schwierigkeiten
Du lässt dem Menschen keine Zeit, innerlich hinterher zu kommen. Galoppierst voran. Pausen fehlen. Oder Du verweilst ewig bei ein und demselben Bild, so dass der sich denkt "wann geht es endlich weiter".
So machst Du es besser:
Gerade wenn Du mit Gruppen arbeitest, kann es natürlich vorkommen, dass verschiedene Klienten ein unterschiedliches Tempo haben. Achte auf jeden Fall, darauf nach jedem neuen Bild, eine kleine Pause einzulegen. Häufig ist das in Texten mit (...) markiert. Nimm in der Zwischenzeit selbst ein paar ruhige Atemzüge. In der Zeit kann der Klient innerlich ein Bild entstehen lassen. Verweile aber nicht ewig, beiß Dich nicht fest. Am besten Du testest das mal mit jemandem aus dem Freundeskreis oder in einer Übungsgruppe mit Kollegen und holst Dir da Rückmeldung über Dein Arbeitstempo ab.
11. Zu genaue Vorgaben
"Da steht ein Baum. Es ist ein Laubbaum. Eine Kastanie. Du siehst den riesigen, großen Stamm und die ausladende Krone. Es ist Herbst und die Früchte fallen vom Baum. Darunter steht ein Tisch, auf dem sich das Laub sammelt." Das erstickt die Fantasie des Klienten. Nicht jeder Klient erlaubt es sich bei so exakten Bildern, seinen eigenen Weg weiterzuverfolgen, also "ungehorsam" zu sein. Und hat dann am Ende vielleicht sogar das Gefühl, nicht zu genügen, weil er sich nicht exakt an die Regie halten konnte.
So machst Du es besser:
"Da steht ein Baum. Schau mal, welcher es sein könnte. Jung oder schon alt? Welche Jahreszeit ist da gerade? Was ist um den Baum herum - schau Dich mal um?" Versuch dem Klienten möglichst viele Freiheiten zu geben und seiner Fantasie das Spielen zu ermöglichen.
12. Fehlende Flexibilität
Du siehst, dass ein Klient unruhig wird oder in ungeplanter Art und Weise reagiert. Schwierig wird es dann, wenn Du einfach weiter machst mit Deinem vorgegebenen Plan.
So machst Du es besser:
Sei bereit, Deine Pläne über Bord zu werfen. Vielleicht wird aus einem als Entspannung geplanten Einzel eine therapeutische Sitzung, weil der Klient/das Unterbewusstsein des Klienten das jetzt gerade benötigt. Wenn Du merkst, dass Entspannung gerade nicht geht, dann leg Deinen Text oder Deine innerliche Idee beiseite und schau nach Alternativen. Als Hypnotherapeut kannst Du das Unterbewusstsein fragen, was es gerade braucht. Ansonsten orientiere den Menschen zurück und geh ins Reden über. Was bewegt ihn gerade? Was hat er gerade erlebt? Kennt er das aus seinem Alltag?
13. Hohe Komplexität
Bandwurmartige Schachtelsätze. Fachbegriffe. Zu abstrakte oder abgefahrene Vorstellungen. Verwirrung pur. Der Klient kann nicht folgen und ist von Entspannung weit entfernt.
So machst Du es besser:
Arbeite mit einfachen, kurzen, prägnanten Sätzen. Benutze einfache, bildreiche Sprache. Verlier Dich nicht in zu besonderen Vorstellungen. Bleib bei den guten alten Basics und perfektioniere sie.
14. Zu abruptes Ende
Das innere Bild endet. "Und jetzt öffnest Du wieder die Augen und bist ganz zurück im Raum." Äh, was? Wo? Hä?
So machst Du es besser:
Lass den Klienten sich erst einmal von dem inneren Bild verabschieden. Wenn Du ihn einen Weg hingeführt hast, geh diesen Weg erst wieder zurück. Zähl von null bis zehn hoch und orientiere ihn körperlich und geistig Schritt für Schritt zurück. Werde mit der Stimme zunehmend lauter. Und gib ausreichend Zeit. Beobachte den Klienten dabei genau und pass Dein Tempo an.
15. Fehlende Reflexionsrunde
So voller Erlebnisse. Angenehme, aber vielleicht auch unangenehme. So nach Hause zu gehen ohne Austausch ist nicht nur ungut sondern unter Umständen auch fahrlässig.
So machst Du es besser:
Mach am Ende jeder Sitzung eine kleine Reflexion: Was hat der Klient während der Sitzung erlebt? Wie geht es ihm damit? Fühlt er sich wieder ganz im Hier und Jetzt angekommen? Was nimmt er heute mit? So kannst Du checken, ob emotional noch etwas hängt und ob es noch Gesprächsbedarf gibt.
16. Fehlendes Angebot am Ende
Ende der Sitzung. Und tschüss. Das ist schade. Da geht Dir als Coach, Therapeut oder Entspannungstrainer bares Geld durch die Lappen. Denn sind wir mal ganz ehrlich: niemand tut das alles nur wegen des Spaßes. Man will ja auch von seiner Tätigkeit leben.
So machst Du es besser:
Mach dem Klienten ein Angebot. Sollte er in Deiner Einzelbetreuung sein, dann vereinbare direkt die nächste Sitzung. Sollte er ein Gruppenteilnehmer sein, mach klar, wie es weitergeht und wie er das gute Erlebnis mit Dir wiederholen kann. Wenn es ihm gefallen hat, wird er wieder mit Dir arbeiten wollen.
Du brauchst Ideen für eine Fantasiereise oder Entspannungstrance?
Schau Dich gern hier um und hol Dir 34 Metaphern, Märchen und Geschichten als Anregung für die Arbeit mit Deinen Klienten.
Kommentar schreiben