Der 05.04.2023 hat mein Leben nachhaltig verändert. Während andere Leute mitten in Ostervorbereitungen steckten, saß ich beim Arzt. Meine Magenschmerzen wollten einfach nicht besser werden. Die Magenspiegelung vor ein paar Tagen blieb ohne beeindruckendes Ergebnis. Könnte es auch etwas Anderes sein? Die Hausärztin - ganz gelassen - war noch zum Abwarten und Weiterexperimentieren aufgelegt. Ich hatte die Faxen dicke und bat um eine Krankenhauseinweisung.
Koffer gepackt und ab in die Notaufnahme - mit einem sorgenvollen Ehemann, einem viel zu stillen Teenager und einem weinenden Kleinkind im Gepäck. Und dann kam der Hammer. Utopische Blutwerte. Nicht mehr selbst gehen, sofort ab in den Rollstuhl und auf Intensivstation. Diagnose: Gallenstein, der den Gallengang verstopft, dadurch hochgradige Bauchspeicheldrüsenentzündung, Gefahr von Multiorganversagen. Gerade noch im Alltag, war ich plötzlich in ernsthafter Gefahr.
Einige Tage lang haben sowohl mein Körper als auch meine Psyche sehr gekämpft. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich in jedem Schaden auch einen Nutzen zu finden versuche. Deshalb möchte ich darüber berichten, wie die Intensivstation zu meinem Business- und Lebenslehrer wurde.
Die Inhalte dieses Blogartikels
Genaue Information
Es gibt für mich wenig schlimmere Dinge als Ungewissheit. Sie lässt Raum für Spekulationen und Befürchtungen und - in dem Fall zugegeben - auch Horrorszenarien jeder Art. Ich lag da in der Notaufnahme mit Bauchschmerzen. Erst hieß es: wird wohl vom Magen kommen. Sonst sei nichts zu sehen in der Sonographie. Man warte noch die Blutergebnisse ab und ich könne ziemlich sicher wieder nach Hause gehen, Novalgin als Schmerzmittel im Gepäck. Ich also nach draußen, meine Familie informiert. Keine 10 Minuten später hieß es, die Blutwerte seien extrem schlecht, es sehe wohl so aus, als müsse ich im Krankenhaus bleiben. Es werde noch ein CT gemacht. Dann wisse man mehr. Und nach dem CT war ich auf einmal ernsthaft krank, musste mich sofort von Mann und Kindern verabschieden und wurde ohne Umweg auf die Intensivstation gebracht. Diese Irrungen und Wirrungen meiner Familie beizubringen beschäftigte mich in dem Moment noch mehr als die Sorge um mich selbst.
Um auch mit schwierigen Situationen in Deinem Business gut umgehen zu können, brauchst Du genaue Informationen, am besten aus mehreren, vertrauenswürdigen Quellen. Es braucht Klarheit, eine Basis. Das alles schafft Sicherheit. Und Du hast die Möglichkeit, Dich auf die neue Situation einzustellen. Zu planen, was genau zu tun ist.
Kommunikation
"Verabschieden sie sich von ihrer Familie", tönt mir die Stimme der Ärztin im Ohr. "Sie werden auf die Intensivstation gebracht." Das klang für mich nach endgültigem Abschied. Nach etwas richtig ätzend Schlimmem, sehr Emotionalem. Und als ich dann alleine am Zimmer lag, mit viererlei Geräten verkabelt, hatte ich richtig Angst und fühlte mich so allein und verlassen wie kaum vorher in meinem Leben. Wie tröstlich wäre es für mich gewesen, zu hören, dass das Krankenhaus alles im Griff hat. Dass es das häufiger gibt. Welche Ursachen ziemlich wahrscheinlich hinter meinem Zustand stecken. Und auch der Satz des Oberarztes am nächsten Tag vor meiner Operation trug nicht zu meiner Beruhigung bei: "Frau Georgi, sie bekommen jetzt diese Untersuchung der Gallengänge. Sie wissen ja, bei der Narkose kann immer etwas sein und wenn wir den Gallengang erweitern müssen, kann es im Nachgang zu ernsthaften Blutungen kommen. Ist aber eher nicht die Regel." Na schönen Dank auch. Kommunikation kann beruhigen und stärken oder verwirren, nervös machen und das Kopfkino befeuern.
Auch in Deinem Business wirst Du Menschen begegnen, die unklar kommunizieren. Deren Körperhaltung etwas Anderes sagt als die Worte. Die nullkommanull Empathie an den Tag legen. Werde Dir bewusst darüber, dass es das Sender-Empfänger-Modell (Shannon & Weaver, 1940er Jahre) gibt. Das heißt, der Sender sendet seine Botschaft über verschiedene Kanäle (Sprache, Mimik, Gestik, Körperhaltung) und der Empfänger erhält eine Botschaft, die er aber im Rahmen seiner eigenen Erfahrungen interpretiert. Sind diese zu unterschiedlich zu der Lebenswelt des Senders, kommt beim Empfänger etwas völlig Anderes an als ursprünglich übermittelt.
Noch deutlicher wird das im Kommunikationsquadrat, oder auch liebevoll "Vier-Ohren-Modell" genannt (Schulz von Thun, 1981). Jede Äußerung eines Menschen enthält - ob derjenige das möchte oder nicht - vier verschiedene Botschaften. Eine Sachinformation, eine Selbstkundgabe, einen Beziehungshinweis und einen Appell. Der Empfänger hört ebenfalls mit all diesen vier Ohren und interpretiert das Gesagte dementsprechend. Daraus wird klar, wie störanfällig Kommunikation ist.
Je besser Du lernst, offen und deutlich zu formulieren, worum es Dir in einem Gespräch geht, desto erfolgreicher wird Deine Business-Kommunikation sein. Das ist übrigens der Grund, warum ich Kaltakquise und dieses "hinten rum zum Ziel" verabscheue. Ich steh auf "straight into my face-Kommunikation" und meine Kunden schätzen das!
Geduld
Warten auf die Visite. Warten auf die nächsten Blutergebnisse. Warten auf die Untersuchung. Warten darauf, dass ich endlich etwas essen darf (nach drei Tagen Abstinenz). Warten auf die Schwester, die endlich das Piepen des Monitors ausmacht, weil die 24 Stunden laufende Infusion wieder leer geworden ist. Was soll ich sagen - Geduld ist nicht mein zweiter Vorname. Im Warten bin ich echt schlecht. Mein Wahlspruch ist eher "Herr gib mir Geduld - aber zackig". In diesem Fall half es nunmal nichts. Also lag ich und wartete.
In Deinem Business wirst Du viel Geduld brauchen, insbesondere dann, wenn Du noch ziemlich am Anfang stehst. Denn oft bist Du angewiesen auf Andere (Webdesigner, Anwälte, Datenschutzexperten, Handwerker, Virtuelle Assistenten, Business Coaches etc.). Dein Fortschritt hängt von deren Terminkalender und Arbeitstempo ab. "Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut" mag zwar etwas abgedroschen klingen, zeigt aber, in welche Richtung es für Dich gehen kann. Besser gefällt mir noch "Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht". Stück für Stück aufbauen. Wenn es Wartephasen gibt, nutze die Zeit für eine andere wichtige Aufgabe. Wenn Praxis einrichten noch nicht geht, weil erst der Boden neu verlegt werden muss und der Handwerker erst übernächste Woche Zeit hat - so what. Beschäftige Dich in der Zwischenzeit mit dem Thema Marketing. Und hast Du überhaupt schon über Deine Rolle im Business nachgedacht?
Ruhephasen
Von 180 auf 0 ist wirklich schwer. Die ersten Tage wurde ich durch Medikamente in die Ruhe gezwungen. Mir war unendlich schlecht von der Antibiotika-Mischung und das Medikament Vomex gegen Übelkeit machte so müde, dass sich meine Augendeckel von ganz alleine schlossen. Auch die Schmerzmittel ließen mich in den Schlaf segeln. Zudem war da diese Langeweile und Eintönigkeit. Zum Lesen war ich zu unkonzentriert, zum Hörbuch hören zu schnell weg. Fernsehen war mir zu blöd und nur aus dem Fenster starren auf den gelben Baukran hat´s auch nicht gebracht. Also habe ich es aufgegeben, mich gegen das Ruhebedürfnis zu wehren. Mehrmals täglich habe ich Selbsthypnose und Hypnoseaudiodateien genutzt, um meinen Körper in den Zustand zu versetzen, den er brauchte, um zu heilen.
Auch in Deinem Business sind Phasen der Ruhe und Erholung essenziell. Gerade am Anfang gibt es so viel zu tun. Du werkelst an allen Ecken und Enden gleichzeitig. Oft bis spät in die Nacht. Deine überschießende Motivation trägt Dich. Aber glaub mir, das wird nicht immer so bleiben. Irgendwann ist der Akku leer, besonders, wenn die großen Erfolge noch auf sich warten lassen. Lege bewusst Pausen ein. Ohne Social Media und PC. Ohne Emails checken und neuen Content erstellen. Ohne Klienten. Nur für Dich. In der Stille kommst Du wieder zu Dir und tankst Power für Deinen Alltag.
Abgrenzung
Natürlich machten sich alle Menschen in meinem Umfeld Sorgen. Viele Telefonate und Nachrichten erreichten mich. Alle wollten mich besuchen kommen, mir Blumen bringen. Aber ich reduzierte all das auf ein Minimum, frei nach dem Motto "keine Nachricht von mir ist eine gute Nachricht". Nur mein Mann und die Kinder hatten per Telefon und Sprachnachricht Kontakt. Meine Eltern besuchten mich an Tag 4 einmal kurz. Das wars. Ich wollte nicht, dass mich jemand so sieht. Komplett verkabelt. Die Arme wundgestochen wie ein Junkie. Mit fettigen Haaren, weil ich nicht duschen durfte. Es entstand der Wunsch, mein Innerstes zu schützen, meine Intimsphäre zu wahren. Einen Raum der Heilung für mich zu schaffen, wo ich mich ganz um mich selbst kümmern und meine Wunden lecken konnte, bevor ich mich wieder nach außen zeige. Gleichzeitig war Abgrenzung aber auch innerlich notwendig - nämlich gegen düstere, katastrophisierende Gedanken. "Was ist wenn" habe ich versucht, so weit wie möglich zu eliminieren. Dabei haben Atemtechniken und Hypnose sehr geholfen.
In Deinem Business ist Abgrenzung ebenso auf mehreren Ebenen wichtig. Einerseits gegenüber den Kritikern (meist aus Familie und Freundeskreis), die Dir die Selbstständigkeit nicht zutrauen oder madig machen möchten. Andererseits gegenüber dem "Hans-Dampf-in-allen-Gassen-Druck". Hier Instagram, da Youtube, Tik Tok nicht vergessen. Und bist Du auf Xing? Hast Du heute schon gepostet? Newsletter sollten schon zweimal die Woche rausgehen. Und was, Du warst noch nie auf Facebook live? Stopp. Behalte den Überblick, was wirklich wichtig ist. Grenze Dich ab gegen dieses "ich muss alles tun, und zwar jetzt". Höre auf Dein Gefühl. Darauf, was zu Dir passt. Prüfe auch Ratschläge von Coaches, statt sie blind umzusetzen. Lass Dich nicht gängeln von Deiner FOMO (Fear of missing out). Und letztlich ist es auch wichtig, die eigenen Lebensskriptsätze (z.B. ich hab es nicht verdient, erfolgreich zu sein) zu bearbeiten, um nicht in die Negativ-Gedanken-Spirale abzugleiten.
Abhängigkeiten beenden
Die ersten beiden Tage im Krankenhaus hatte ich ziemliche Schmerzen. Paracetamol und Ibuprofen durfte ich nicht einnehmen. Novalgin nutzte mir überhaupt nichts, da hätte ich auch darin baden können und es hätte keinen Unterschied gemacht. Also hat man mir das Opioid Dipidolor gegeben. Und ich sage Dir, das dadurch verursachte Gefühl war extrem verführerisch. Absolut keine Schmerzen mehr, endlich. Der ganze Körper wurde angenehm warm und schwer, ganz entspannt. Und ich wurde herrlich müde, so dass ich endlich schlafen konnte. Ich verstehe Menschen, die diesen Zustand immer wieder haben möchten. Die sich so sehr daran gewöhnen, dass eine Abhängigkeit entsteht - psychisch noch mehr als körperlich. Wäre ich nicht so stark und reflektiert, wer weiß, ob es mir nicht auch passiert wäre. Ich habe mich gezwungen, auszuhalten und nicht nach der Schwester zu läuten. Ich lag fast 24 Stunden auf meiner Akupressurmatte und habe Entspannungsübungen gemacht, um Schmerzempfinden und Nervensystem irgendwie herunterregulieren zu können. Am besten ist es, Abhängigkeiten erst gar nicht aufkommen zu lassen.
Mach Dich in Deinem Business nicht komplett abhängig von der Meinung oder dem Good-will anderer Menschen. Es gibt viel zu viele vermeintliche "Coaches", die Dir ihren Weg teuer als den einzig Richtigen verkaufen wollen. Such Dir stattdessen lieber einen Mentor, der gemeinsam mit Dir Deinen Weg entwickelt. Und schau trotzdem rechts und links davon. Mach Dich auch nicht abhängig von Likes, Umsatz oder anderen Kennzahlen. Bleib Du selbst und mache es so wie ich: "Go with my own flow". Und vor allem: rutsche nicht in die Arbeitssucht. Denn danach droht das Burnout.
Resilienz
Dieser Krankenhausaufenthalt und alles, was damit körperlich und psychisch verbunden war, war eine Krise, die den Namen wirklich verdient hat. Ausnahmezustand. Panik. Kurzfristig habe ich vergessen, wer ich eigentlich bin, was ich kann und was mich ausmacht. Glücklicherweise dauerte dieser Zustand nicht lange und meine Ressourcen haben wieder an die Tür geklopft. Wieder aufstehen, wenn man hingefallen ist: das heißt Resilienz. Mich mit mir und meinem innersten Kern verbinden können. Entspannung und Hypnose anwenden. Schmerzkontrolle selbst in die Hand nehmen. So klaren Kopf bekommen, dass ich nicht alles über mich ergehen lasse, sondern kritisch nachfrage, fordern und für mich einstehen kann. Beziehungen und Liebe wieder an mich heranlassen. Hobbies wiederaufnehmen. Schritt für Schritt zurück ins Leben.
Auch in Deinem Business wird es Momente geben, wo Du auf die Nase fällst. Wo Du Misserfolge einfährst. Wo etwas gar nicht rund läuft. Und Du wirst vor Entscheidungen gestellt werden. Aufgeben oder Weitermachen? Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du Dich bis dahin mit dem Thema Resilienz auseinandergesetzt hast. Denn anstatt zu warten, dass "es schon wieder wird", kann man ganz viel dafür tun. Jede Menge Anregungen, Tipps und Übungen findest Du zum Beispiel in meinem Workshop-Video Resilienz-Schatzkiste.
Hilfe holen
Ich bin ein Mensch, der gerne alles allein regelt. Mir kommt das "Bitte könntest Du mir helfen" nur sehr schwer über die Lippen. Aber nach Entlassung war es einfach notwendig. Mein Mann betreute weitestgehend die Kinder. Mutter und Schwiegermutter sorgten in den ersten Tagen fürs Familienessen und dafür, dass die Wäsche gebügelt wurde. Ich ging regelmäßig zum Arzt, um meine Blutwerte checken zu lassen. Ließ mich vom Apotheker meines Vertrauens zum Thema Körper entgiften (nach den ganzen Medikamenten und mehrfachen Narkosen) beraten. Nahm Traditionelle Chinesische Medizin in Anspruch. Sprach mit zwei therapeutischen Kollegen, um mich zu entlasten. Denn als mir klar wurde, wie ernst die Lage wirklich war, war das Thema Tod plötzlich sehr präsent.
Auch in Deinem Business empfehle ich Dir dringend, Dir Hilfe zu holen. Und zwar von Anfang an. Bevor Du überlastet bist. Bevor Du wertvolle Zeit, Energie und Geld verschwendest. Damit Du nicht dieselben Fehler machst wie ich vor 12 Jahren, als ich meine Praxis gegründet habe. Hör Dir dazu auch gerne meine Podcast-Folge "Eigene Praxis aufbauen - Wie Du es hoffentlich nicht machst" an.
Dankbarkeit
Ich hatte wirklich Hunger, aber alles was zum Essen ging, war Suppe mit vereinzelt darin herumschwimmenden Nudeln. Aber ich war dankbar dafür, dass die Nulldiät beendet war. Ich hatte nach wie vor Bauch- und Rückenschmerzen. Aber ich war dankbar dafür, dass die ständige Übelkeit weg war. Ich hasste es, an tausend Kabeln zu hängen. Aber ich war dankbar dafür, dass mir das Signal auf dem Monitor die Sicherheit gab, dass kein Wert aus dem Ruder läuft. Es gibt immer die eine und die andere Seite der Medaille. Ich habe mich dafür entschieden, das Nörgeln zu beenden und Dankbarkeit zu leben - zumindest den Großteil des Tages über. Dankbarkeit dafür, dass ich noch lebe. Dass ich noch beide Arme und Beine habe. Dass ich ungehindert atmen kann. Dass mein Hirn funktioniert. Dass mein Körper enorme Selbstheilungskräfte hat. Und mit der Zeit gelingt es mir immer mehr, eine versöhnlichere Einstellung gegenüber dem Schicksal einzunehmen. Ich fragte mich: Was darf/soll/muss ich aus dieser Situation für mich lernen? Und so ist dieser Artikel entstanden.
Praktiziere was Dein Businessleben angeht Dankbarkeit. Sieh Dir mit liebenden Augen an, was Du bereits alles geschafft und geschaffen hast. Hör auf, Dich mit Hinz und Kunz zu vergleichen. Deine Entwicklung zählt. Lass Dich nicht blenden von Hochglanzwebsites, der Anzahl von Social Media Kanälen oder Kaufangeboten. Oft steht die innere Weiterentwicklung am Anfang. Riesengroß und doch nicht auf den ersten Blick sichtbar.
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