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Bücher, die mein Leben als Therapeutin, Frau und Mama geprägt haben

Julia Georgis Bücher des Lebens

 

Locker flockig mit einer Arschbombe setze ich mich über meine eigenen Vorgaben hinweg. Lange habe ich mir Zeit gelassen, um an meiner eigenen Blogparade "Das Buch meines Lebens - wie das Lesen dieser Seiten mich geprägt hat" teilzunehmen. Denn es wollte mir nicht gelingen, mich auf ein Buch festzulegen, das mich beeinflusst hat. Und schließlich habe ich mir gedacht: Wenn ich selbst die Regeln gemacht habe, kann ich sie auch selbst wieder ändern. Und so schreibe ich über die neun wichtigsten Bücher, die mein Leben als Therapeutin, Frau und Mama geprägt haben.

Die Inhalte dieses Blogartikels

Das Buch, das mein Interesse für Psychologie geweckt hat

In meiner Pubertät habe ich das Buch "Sorge dich nicht, lebe!" von Dale Carnegie entdeckt. Zu einer Zeit, in der ich regelmäßig die Stadtbibliothek unsicher gemacht habe, fiel es mir ins Auge. Es schien jede Menge Weisheiten zu enthalten. Darüber, wie man mit Ängsten und Sorgen umgeht. Darüber wie man selbst aktiv wird. Denn Dale Carnegie schreibt: „Unser Problem ist nicht Unwissenheit, sondern Tatenlosigkeit“. 

Die Idee, zu lernen, wie man im Sinne von Selbstkontrolle sich, seine Gedanken und Gefühle beeinflussen kann, faszinierte mich. Und es führte mich dorthin, dass ich begann, innerpsychische Prozesse spannend zu finden. Das war vielleicht die erste, unbewusste Orientierung hin zu meinem Berufswunsch, Psychologie zu studieren. 

 

Ein spannender Satz aus dem Buch:

„Wenn die Bürde von morgen mit der von gestern heute getragen werden muss, wankt auch der Stärkste.“

Das Buch, das meine Haltung als Therapeutin maßgeblich beeinflusst hat

Das Buch „Der Panama-Hut: oder Was einen guten Therapeuten ausmacht“ von Irvin Yalom habe ich gegen Ende meines Studiums entdeckt. In einer Zeit, in der ich für meine Diplomarbeit an der Erziehungsberatungsstelle arbeitete. Eine Zeit, in der ich viel lernte. Mir viel von erfahrenen, wohlmeinenden Mentoren abschauen konnte. Eine Zeit, in der ich meine eigene Psychologen-Persönlichkeit entwickelte.

 

Auf Grund von Yaloms Schriften habe ich für mich folgende Schlüsse gezogen:

• Die Rolle eines Therapeuten ist es, Wegbegleiter zu sein

• Die Beziehung zum Klienten ist das wichtigste Gut in therapeutischen Prozessen

• Es lohnt sich, offen, verbindlich und persönlich zu werden – ohne privat sein zu müssen

• Auch Therapeuten machen Fehler. Dazu zu stehen und weiter damit und daran zu arbeiten ist extrem kostbar

• Es macht keinen Sinn, sich sklavisch einer therapeutischen Methode zu verschreiben und alles andere auszublenden

• Es braucht eine individuelle Therapie für jeden einzelnen Klienten

• Es ist die Pflicht eines jeden Therapeuten, sich mit existenziellen Themen wie Sterben und Tod auseinanderzusetzen.

• Es darf keine Tabus geben à la „über Sexualität rede ich nicht, dafür gibt es Sexualtherapeuten“

 

Ein spannender Abschnitt aus dem Buch:

"Wenn wir uns gestatten, die alltäglichen Dinge des Lebens auszublenden oder auszuklammern, und gründlich über unsere Situation in der Welt nachsinnen, gelangen wir unweigerlich zu den tiefer liegenden Schichten der Existenz (den so genannten „letzten Belangen“). Vier letzte Belange sind meiner Meinung nach höchst aufschlussreich für die Psychotherapie: Tod, Einsamkeit, Sinn des Lebens und Freiheit.“

Mein Lieblings-Fachbuch

Direkt nach meiner Hypnose-Ausbildung 2012 habe ich mir das Buch „Die Fee, das Tier und der Freund“ von Agnes Kaiser Rekkas gekauft. Hier fand ich vor allem Anleitung zum Umgang mit psychosomatischen Symptomen bei Klienten. Egal ob Schlaf- oder Stoffwechselstörung oder Rheuma. Egal ob Schmerz oder Begleitung von Chemotherapie bei Menschen mit Krebs - hier gab es viele Ideen für Hypnosesitzungen. Viele interessante Metaphern und nutzbare innere Bilder. Zudem gibt die Autorin jede Menge Tipps rund um Ideomotorik, hypnotische Sprachmuster, Regression, Absicherung und hilfreiche Instanzen des inneren Systems. In Ergänzung zu meiner Hypnose-Ausbildung lieferte mir dieses Buch solides Handwerkszeug, um praktisch loszulegen. Um aus den Anregungen mein "eigenes Ding" zu machen. 

 

Ein spannender Satz aus dem Buch: "Für die Arbeit mit schwer kranken Menschen braucht es Präsenz, Mut, Ausdauer, Empfindungsfähigkeit, Kenntnis der Psychodynamik hinter dem Krankheitsgeschehen und praktisches Können."

Das Buch, das mich am stärksten emotional bewegt hat

Demenz. Krieg. Flucht. Nagender Hunger. Unerfüllte Liebe. Verlust des eigenen Kindes. Über all diese Dinge erzählt Susanne Abel im Buch "Stay away from Gretchen: Eine unmögliche Liebe". Diese 544 Seiten haben mich zum Weinen gebracht. Ich habe zwischendurch die Luft angehalten. Empört aufgeschrien. Manchmal auch geschmunzelt. Das Buch brachte mich dazu, über meine Rolle als Therapeutin nachzudenken. Als Mama. Und vor allem auch als Kriegsenkel. Denn ja, meine Großeltern erlebten als Kinder in sehr verschiedenen Welten den Zweiten Weltkrieg. 

 

Ich setzte mich mit Dingen auseinander, die bisher tot geschwiegen wurden. Entwickelte noch mehr Interesse für Traumatherapie und vor allem die Thematik des transgenerationalen Traumas. Ich las mich in die unfassbar kranke, ungerechte "Brown-Baby-Politik" ein. Und stellte mir die Frage, was man als einzelne Person tun kann, um zu verhindern, dass in der heutigen Zeit durch Hass, Hetze, Ausgrenzung und Schweigen vieler Menschen Ähnliches passieren kann. 

 

Mir waren all meine Gefühle und Gedanken zu "Stay away from Gretchen" einen eigenen Blogartikel wert: Das berührendste Buch, das ich je gelesen habe

 

Ein spannender Abschnitt aus dem Buch: "Demenz. Dieses Unwort waberte in seinem Kopf. Er will es loswerden, das Wort und vor allem den Gedanken daran, dass seine Mutter damit in Zusammenhang gebracht werden könnte. Das darf nicht sein. Das kann nicht sein. Nach Depressionen hat der Oberarzt gefragt, und Tom hat ihm keine Antwort gegeben, denn dieser Begriff ist tabu. Seine ganze Kindheit und Jugend war geprägt davon, dass Mam tagelang im abgedunkelten Schlafzimmer verschwand und regelmäßig in sogenannten Sanatorien abtauchte. Mit ihr darüber geredet hat er immer nur indirekt."

Das Buch, das mich am meisten zum Nachdenken gebracht hat

 

Was, ein Thriller-Autor, der plötzlich über den Sinn des Lebens schreibt? Echt jetzt! Ja, Sebastian Fitzek ist mit "Fische, die auf Bäume klettern" ein wirklicher Spagat gelungen. Als er gerade am Flughafen steht, ruft ihn seine Frau an und fragt, ob er bereits ein Testament gemacht habe. Das bringt ihn auf den Gedanken, sein Vermächtnis an seine drei Kinder aufzuschreiben - wer weiß, ob er so alt werden wird, ihnen das alles persönlich zu sagen und beizubringen?

 

Das Buch wirft unter anderem diese Fragen auf:

  • Was macht Dich aus?
  • Welche Werte zählen in Deinem Leben?
  • Welche Einstellung hast Du zu Erfolg, Glück oder Zufriedenheit?
  • Welche Erfahrungen haben Dich im Leben reifen lassen?
  • Was hast Du bereut?
  • Wo stehst Du Dir selbst im Weg?
  • Was hindert Dich?
  • Wer und was beeinflusst Deine Entscheidungen?
  • Was vertrittst Du nach außen?
  • Was gibst Du Deinen eigenen Kindern mit auf den Weg? 
  • Welche Träume hast Du?
  • Was ist Liebe für Dich?
  • Wie ist es um Dein Selbstwertgefühl bestellt?
  • Wie geht man mit widerstreitenden Lebensweisheiten um ?(Beispiel: Ordnung ist das halbe Leben - Nur durch Chaos entsteht Kreativität)

Wer mehr über das Buch wissen will, für den habe ich auf meinem Buch-Blog eine komplette Rezension zu "Fische, die auf Bäume klettern" hinterlassen. 

 

 

Ein spannender Abschnitt aus dem Buch:

Das Buch, das ich meinen Klienten am häufigsten empfohlen habe

Eben noch ein ganz normaler Ausflug. Und plötzlich stehst Du allein mitten in der Pampa an einer Waldhütte und bist umgeben von einer gläsernen, undurchdringlichen Wand. Dahinter scheint alles wie eingefroren, tot. Wie überlebst Du? Ganz einfach gesagt ist das der Plot des bereits 1963 erschienenen Romans "Die Wand" von Marlen Haushofer. Umgang mit Einsamkeit. Mit Ängsten. Mit purer Panik. Wie weit geht man eigentlich, um zu überleben? Wie anpassungsfähig ist ein Mensch? Oder ins Psychologische übersetzt: Wenn Menschen in Krise geraten, was tun sie dann? Was lähmt sie? Was bringt sie in Bewegung? Was denken sie über sich und andere? Wie bewerten sie ihre Vergangenheit? Jetzt könnte man viel darüber spekulieren, was die Wand ist: ein Symbol für Depression? Für Dissoziation nach Trauma? Vielleicht. 

 

Mir ist das Buch damals von meinem Supervisor überreicht worden, als sich mein Leben gerade um 180 Grad gedreht hat. Ich finde es neben schockierend und definitiv nicht am Stück lesbar vor allem eins: kraftvoll und aufrüttelnd. Eine Botschaft könnte lauten: Get your f****** a.. up!

 

Ein spannender Satz aus dem Buch:  "Fast immer sind die Gedanken schneller als die Augen und verfälschen das Bild."

Das Buch, das ich therapeutischen Kollegen am liebsten schenke

Ich selbst habe dieses kleine Büchlein von einer psychologischen Kollegin geschenkt bekommen. Und habe es seither ganz häufig weiter verschenkt. Es kommt so klein und unscheinbar daher. Ähnelt einem Kinderbuch. Doch nein, da steckt so unendlich viel mehr drin in "Die Glücksfee" von Cornelia Funke und Sybille Hein.

 

Wir schätzen die Dinge, die wir haben, nicht. Wir wollen immer mehr, das was wir nicht haben können. Sind nie zufrieden. Viele wissen gar nicht, wie glücklich sein geht. Frag doch einmal jemanden, wann er zuletzt richtig glücklich war. Ich wette, dass viele Leute sehr lange nachdenken müssen und jede Menge keine Antwort geben können. Dieses Büchlein regt auf herzerwärmende Weise dazu an, das, was wir für selbstverständlich halten, zu schätzen.

 

Die pummelige, freche Pistazia hat einen festen Platz in meiner therapeutischen Arbeit bekommen. Denn es ist viel charmanter, eine Fee einzusetzen, als platt zu sagen "Auch wenn Ihr Schicksal schlimm ist. Sehen Sie doch bitte einmal hin, was Sie alles haben. Denn es gibt so viele Menschen, denen es noch schlechter geht." Und vielleicht sieht das der ein oder andere Kollege genau so und arbeitet mit meinem Geschenk weiter :-)

 

Ein spannender Abschnitt aus dem Buch: "Na, wie fühlt es sich an, das Glück?", fragte Pistazia und flatterte um seine Nase. "Es ist so dick wie du!", rief Lukas. "Es ist dick und frech und warm und weich und rot und blau und federleicht!"

 

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Das Buch, das man als Frau unbedingt braucht

In Instagram bin ich über das Profil einer Frau gestolpert, die über das Schreiben schreibt. Ihr eigenes Buch hatte sie gerade herausgebracht. Mit dem tollen Titel "Frauen, die schreiben, blühen auf". Die Rede ist von der wunderbaren Stefanie Brodmann, mit der ich auch schon die Ehre hatte, zu telefonieren und mich auszutauschen. Ganz persönlich erzählt sie darin von ihrem Weg aus dem drohenden Burn-out und aus der inneren Leere heraus. Hin zu ganz viel Power, Strahlen und der Verwirklichung ihrer Träume. Sie zeigt im Buch 23 Schreibinspirationen, die ihr Leben verändert haben und auch die Kraft haben, in uns zu wirken, wenn wir uns darauf einlassen. "Mit dem Stift in der Hand bist du die Magierin deines Lebens", ermutigt sie. 

 

Als ich das Buch las, habe ich mich selbst sehr viel mit Schreibtherapie beschäftigt. War auf der Suche nach einer Möglichkeit, wie ich sie meinen Klienten in einer strukturierteren Form anbieten könnte. Wie ich es schaffen könnte, einen geschützten Rahmen für Selbsterfahrung zu bauen und das Schreiben aus den therapeutischen Sitzungen hinausverlagern könnte, um Zeit für das Arbeiten am Ergebnis zu gewinnen. Ich probierte viele Übungen an mir selbst aus und war fasziniert darüber, was Techniken wie Automatisches Schreiben oder Clustern so alles in einem Lostreten können. Zwei Blogartikel sind in der Folge entstanden.

 


Ein spannender Satz aus dem Buch von Stefanie Brodmann: "Schreiben bringt mich aus dem Schatten der eigenen Unehrlichkeit mir selbst gegenüber heraus und macht mich zu einer Frau, die ihre eigene Geschichte schreibt."

Das Buch, mit dem ich mir einen Traum erfüllt habe

Last but not least kommt jetzt noch ein ganz besonderes Buch. Das Buch, mit dem ich mir einen elefantös großen Punkt auf meiner Löffelliste erfüllt habe. Mein erstes eigenes Buch "Hypnose ohne Skript - wie Du mit 42 Übungen Deine Unsicherheit überwindest und individuelles Arbeiten als Coach oder Therapeut meisterst"

 

Um sich von vorgefertigten Suggestionstexten befreien zu können, geht es im Buch um praktische Übungen in Bezug auf folgende Skills:

  • Trainiere Deine Spontanität
  • Aktiviere Deinen Kreativitätsmuskel
  • Leg Dir Deine eigene Ideenschatzkiste an
  • Finde Deine eigenen Worte
  • Erkunde in Selbsterfahrung, was es Dir so schwer macht, frei zu sprechen

Wenn Du mehr über den Entstehungsprozess von Hypnose ohne Skript wissen möchtest, habe ich einige Meilensteine hier zusammen gefasst. 

 

Ich würde mir wünschen, dass mein Buch für viele Hypnosepraktiker da draußen das Fachbuch wird, was sie wirklich einen Schritt weiterbringt. Was vielleicht zukünftig auf deren „Bücherliste“ des Lebens steht. Dann ist meine Mission erfüllt. 

 

Ein spannender Abschnitt aus dem Buch: "Ohne all diese vorgekauten Dinge bist Du zurückgeworfen auf Dich. Deine Beobachtungsgabe, Dein Gefühl für Timing, Deine Intuition, Deine eigene Kreativität. Deine volle Konzentration ist gefragt. Deine Spontaneität und Improvisationskunst. Deine Fähigkeit, Beziehung mit Worten zu gestalten. Dein Talent, innere Bilder entstehen zu lassen. Fernab von allen Schriftstücken hast Du nämlich jetzt die Chance, ganz authentisch Du selbst zu werden. Mit Deinem ganz eigenen therapeutischen Stil. Mit den Worten, die zu Dir passen. Und stell Dir vor, wieviel Freiheit das gibt. Nichts schränkt Dich ein. Du kannst ganz dem Prozess folgen. Und wieviel Selbstbewusstsein Dir das gibt. Du kannst Dich zu einer ganz eigenen Persönlichkeit entwickeln."

 


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